RICHTER | Verfall im Volk Gottes

RICHTER | Verfall im Volk Gottes

Das Buch Richter schildert, wie das Volk Gottes nach der erfolgreichen Einnahme Kanaans immer wieder durch Götzendienst, Unglaube und Ungehorsam den Segen Gottes verspielte, aber von Gott gnädig gezüchtigt und durch 12 „Richter“ gerettet wurde.

Die Einleitung (1:1–3:6) zeigt Israels Ungehorsam auf, das zu Niedergang und Gericht führen musste.

Der Hauptteil (3:7–16:31) beschreibt in 7 tragisch ähnlichen Zyklen den Ablauf des Versagens: (1) Abfall von Gott; (2) Züchtigung durch Gott mittels eines Heidenvolkes; (3) Hilfeschrei Israels und (4) Gabe eines Richters, Sieg über die Feinde und eine Zeit der Ruhe.

Die Feinde waren altbekannt und vielfältig. Die 12 Richter waren von Unvollkommenheit und Versagen aber auch Glauben gekennzeichnete Menschen, die unterschiedlichste „Waffen“ einsetzten. Gott verherrlichte sich und Seine Gnade durch das Schwache dieser Menschen hindurch.

Der Epilog (17:1–21:25) verdeutlicht an zwei Episoden die abwärts treibende Spirale: aus dem Chaos in vertikaler Beziehung (religiöser Verfall; 17:1–18:31) folgte das zu noch größere Chaos in horizontaler Beziehung (moralischer Verfall; 19:1–21:25).

Der letzte Vers fasst diese Epoche trefflich zusammen: „Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (21:25). Israel versagte darin, als echte Theokratie den Bund mit Gott zu bewahren.

Wie heute vielfach auch, setzte man sich gegen Gottes Gebot eigene Maximen, Normen (Auto-nomie) und Abgötter (Idole). Trotz dieser Provokation Gottes, die Er mit Segensentzug und Gericht strafte, ist es bemerkenswert, dass Gott immer wieder auf das Schreien Seines Volkes mit einem Retter, einem Richter, antwortete und Rettung schenkte. Gott ist offenbar „barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte“ (Exodus 34:6).

Das Buch berichtet vom Tod Josuas bis zum Tod Simsons (Stich von Paul Doré, 1866); die Summe der Zeiten ergibt 410 Jahre. Ein Autor wird nicht genannt. Dass Jerusalem noch nicht erobert ist (1:21), aber Israels Könige bereits erwähnt werden (17:6 u.a.), deutet auf eine Verfassungszeit um 1020 +/-20 vChr.